Was macht man, um wieder auf die sprichwörtlichen Beine zu kommen? Ich meine, wenn das Leben gerade nicht seicht dahin plätschert, sondern wenn Krisenzeiten uns massiv entwurzelt haben. Wenn es uns auf der ganzen Linie hingerafft hat und wir körperlich, mental und seelisch am Boden sind. Wie sammle ich genügend Kräfte, um mich wieder innerlich und äußerlich aufzurichten? Und wie gehe ich dann Schritt für Schritt vor?
Das war in den letzten Wochen eine meiner Lieblings-Fragestellungen: Wie geht es weiter, wenn es nicht weiterzugehen scheint?
In meinem letzten Artikel „Mädchen steh auf“ habe ich das Thema bereits von einer spirituellen Seite beleuchtet und angedeutet. Heute und in den folgenden Wochen geht es mir aber darum, einen ganz konkreten Wegweiser aufzustellen, der uns in Zeiten der Unruhe, der Verunsicherung, des Nieder-Geschlagenseins, ja vielleicht sogar bei Gefühlen des Ausgebrannt-Seins oder der Midlife-Crisis hilft, weiter zu machen.
Da es ein sehr wichtiges und auch umfangreiches Thema darstellt, sollten wir uns Zeit dafür nehmen. Es wird dich in den nächsten Wochen begleiten, sofern du regelmässig meine Artikel liest. Ich finde den Herbst nahezu perfekt dazu, denn die Tage werden kürzer und das Wetter lädt uns mehr und mehr dazu ein, einzukehren. Und das meine ich nicht nur im wörtlichen Sinn, denn vielmehr im übertragenen Sinn. Lass uns also beginnen.
Das Wort Krise kommt, wie du sicherlich weisst, aus dem Alt-Griechischen und bedeutet erstmal nicht viel mehr als ursprünglich: „Meinung, Beurteilung, Entscheidung“. Konkret ausgedrückt ist eine Krise also ein Zustand beziehungsweise ein Lebensumstand oder eine Situation, in dem (in der) wir durch die Zuspitzung innerer oder äußerer Umstände zur Veränderung aufgefordert sind, welche vorherige Entscheidungen voraussetzt.
Es geht also um Veränderung. Wenn das Leben uns in die sprichwörtlichen Knie zwingt, sei es durch eigene Krankheit oder Krankheit beziehungsweise Tod eines geliebten Menschen, durch Job-Verlust, Trennung, großem „Beziehungsstress“, Probleme in der Erziehung der Kinder oder ähnliche weitere Auslöser, fordert uns das Leben auf, umzudenken und vor allem erst einmal gründlich hinzuschauen.
Es geht nicht darum, ein „Pflaster“ auf die Wunde zu kleben. Denn wenn wir nicht in wirkliche Veränderung samt anstehender wichtiger Entscheidungen gehen, trägt uns das Leben beizeiten immer wieder neue Krisensituationen auf den Plan. Und zwar so lange, bis wir unsere „Hausaufgaben“ machen.
Wir sind leider häufig so konditioniert, dass wir das Unangenehme einfach schnell „weghaben“ wollen. Der (körperliche) Schmerz soll schnell verschwinden, der Kummer sich in Wohlgefallen auflösen. Kurz: wir sind darauf getrimmt, dass schnell wieder alles gut sein muss. Nicht letztlich nur, weil wir in all unseren Aufgaben funktionieren müssen, sondern auch weil wir verlernt haben, das Ungute oder Unangenehme auszuhalten.
Meine Anregungen, einen Leitfaden für einen Wegweiser durch Krisenzeiten zu überlegen, bedeuten also nicht, schnell alles unter den Teppich zu kehren, aufzustehen und sich die Kleidung und das Krönchen gerade zu rücken, damit möglichst niemand sieht, dass es da etwas gibt, was in mir (oder dir) brennt.
Und meine Überlegungen sind sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie entstammen aber eigener Erfahrung und praktischer Umsetzung.
Hier nun der Fahrplan durch die nächsten Wochen für ein mögliches Krisen-Management beziehungsweise zur Krisen-Prävention:
- Erkennen & Annehmen (was eigentlich los ist)
- Klären: Beziehungen klären – zu mir selbst, zu anderen und zum Höheren Bezug („Gott“)
- Umsetzen: gesunden und authentischen Ausdruck von Lebensfreude wiederfinden
In den Artikeln der nächsten Wochen werden diese einzelnen Schritte ausführlich und im Detail erläutert.
Ich freue mich, wenn ich dir damit in den nächsten Wochen viele Anregungen geben kann, sich selbst neu zu sortieren und neu aufzustellen. Und es braucht dazu nicht immer handfeste Krisen, um tätig zu werden. Wir können in gewisser Weise, wenn wir uns entschieden haben sehr bewusst zu leben, auch größeren Krisen vorbeugen, indem wir regelmässig diese Inventur im oben genannten Dreischritt vollziehen.
Auch wenn wir am sprichwörtlichen Boden sind, ist unser volles Potenzial in greifbarer Nähe. Auch in der Krise sind wir hundertprozentig wir.
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Für Stefan, der mir auch in schwierigen Zeiten genügend Raum gibt, hundertprozentig ich selbst zu sein. Danke.