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Wer kennt es nicht: da ist man im sonnigen Süden, die Nacht ist warm und man braucht kaum ein Laken zum zudecken wenn man zu Bett geht. Man knipst das Licht aus, möchte gemütlich dahin schlummern, wenn da nicht auf einmal das fiese kleine Summen am Ohr wäre: mmmiiii… mmmiii. Licht an, Mücke suchen. Keine gesehen, wieder Licht aus.. Das Summen am Ohr kommt wieder. Noch ein Versuch, die Mücke zu verjagen: Licht an, Mücke weg… ich denke, du kennst das Szenario.. und wenn nicht, schätze dich mehr als glücklich.

Mir ist es jedenfalls vor ein paar Nächten so ergangen. Ich habe dann schon clever versucht, mit dem Smartphone zu leuchten, um die Mücke im Flug zu erwischen. Aber auch das schlug fehl. Mir blieb also nichts anderes übrig, als dazuliegen und mich damit abzufinden. Während ich das tat, kamen mir mehrere Dinge in den Sinn, weshalb ich das Ganze hier überhaupt zum Thema mache:

Als allererstes richtete ich meine Aufmerksamkeit auf meine Atmung. Das beruhigte meinen aufgeregten Kopf sofort. Ich atmete und gab mich nach und nach ganz dieser Situation hin. Ich konnte die momentane Situation ja eh nicht ändern. Als nächstes spürte ich, dass ich hellwach war und genau die Geräusche wahrnahm. Nicht nur das Mückensummen sondern alles: die Nacht und ihre Geräusche. Und natürlich auch das Mückensummen. Aber ich hörte es auf einmal anders. Nicht mehr genervt und in Sorge über all die möglichen fürchterlich juckenden Mückenstiche, sondern einfach nur wahrnehmend – beobachtend. Ich unterschied zwischen Geräuschen, die ferner waren, wie ein vorbeifahrendes Auto oder ein nächtlicher Streit zweier Katzen. Ich hörte den Kühlschrank im Nebenraum sanft vor sich hin brummen und natürlich, in meiner unmittelbaren Nähe, direkt an meinem Ohr die Mücke.  Und ganz nah meinen eigenen Herzschlag und meinen Atem.

Durch die reine Betrachtung bzw. Beobachtung dieser Geräusche, die fernen wie die ganz nahen, kam ich in einen angenehmen meditativen Zustand. Wertungen, Befürchtungen, Sorgen um eventuelle Konsequenzen wie Mückenstiche oder ein unausgeschlafener Zustand am Morgen fielen von mir ab. Ich war einfach da, hörte und tauchte tief in diesen Moment der Nacht ein. Ich fühlte mich frei. Zufrieden, egal wie die Zustände im außen gerade waren. Im Yoga wird dies als Santosha beschrieben. Als Zustand tiefer Zufriedenheit unabhängig von den (äußeren) Gegebenheiten.

Durch das einfache Wahrnehmen können wir mental zur Ruhe kommen. Was uns aufwühlt sind unsere Gedanken, die aus dem (noch neutralen) Wahrnehmen resultieren. So wie es bei mir am Anfang jener Nacht war: ich hörte zuerst die Mücken (Wahrnehmung) und dann kamen schlagartig die Gedankengänge hinzu: „oh, nein, das nervt, ich werde nicht einschlafen können! Außerdem juckt es gleich überall. Und wenn ich jetzt nicht schlafen kann, werde ich morgen den ganzen Tag durchhängen. Ich werde dann keine Freude an meinem Urlaubstag haben“.. und so weiter und so fort.

Das Summen der Mücke ist natürlich gegen alles Mögliche austauschbar, was unseren Kopf anregt, permanent Gedanken zu produzieren, die uns dann in einen höchst unruhigen Zustand versetzen. Lernen wir diesen Weg wieder umzukehren und ganz bewusst bei der Beobachtung und beim Wahrnehmen zu verweilen. So können wir Ruhe finden in einer Welt, die voller Summen, Brummen, Krach und Tosen ist.

Im Tantra Yoga wird eine Form der Meditation beschrieben, die genauso über das Beobachten von Geräuschen funktioniert: die Antar Mouna Technik.  Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet dies „innere Stille“. In jener Nacht wandte ich diese Technik an. Und erfrischte mich mit lebendiger innerer Stille.

Denn das Ende meiner kleinen nächtlichen Episode war, dass ich dann zufrieden einschlief und trotz der nächtlichen „Störung“ ziemlich erholt aufwachte. Die paar Mückenstiche am nächsten Morgen sind kaum erwähnenswert.

„Wenn eine Sinnesstimmung gegen oder für jemanden entsteht, hefte sie nicht an die Person, um die es geht, sondern verbleibe ruhend in Dir selbst.” (Vigyana Bhairava Tantra)

Scarlett Krause

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