Table of contents
Share Post

Vor einiger Zeit überkam mich ein Gefühl, als würde das „Leben“ geradezu dahin rasen. Eben war noch Winter, der Frühling schon in einem Atemzug vorbei und jetzt ist schon Sommer. Termine, ob beruflich oder privat, werden nicht selten bis 2015 geplant und vereinbart… Das Alltagsgeschehen und die damit verbundenen täglichen Aufgaben lassen Woche um Woche wie im Flug verstreichen. Und so verstreichen die Monate, die Jahre.

Was mich daran nachdenklich machte, war die Beobachtung, wie schnell dann wohl meine Lebenszeit vorbeigehen wird und ich irgendwann mit vielleicht 80 Jahren auf mein Leben zurückblicken und mich fragen werde, wo all die Jahre geblieben sind.

Die Frage nach einem Schalter, den man nur betätigen müsse, um das Leben zu verlangsamen, stellte sich mir in einer modernen, so beschleunigten Welt, in der alles nur einen Klick weit entfernt zu sein scheint.

Ich möchte nicht behaupten, dass ich diesen Schalter gefunden habe, noch das es sinnvoll wäre, das Leben gänzlich im Fluss zu unterbrechen, in dem man es anhält. Das würde nur zu Stagnation und Krankheit führen. Aber um Antworten finden zu können, musste ich mich selbst tatsächlich einmal bewusst und festentschlossen innerlich anhalten. Einfach nur dasitzen – nichts tun. „Blöd“ aus dem Fenster schauen, wenn man so will. Die Gedanken kommen und gehen lassen. Und das über Wochen. Immer wieder. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Denn die kleinen und großen Ablenkungen des Alltags wollen uns schier unaufhörlich in ihren Bann ziehen. Da gibt es Wäsche zu waschen, Telefonate zu erledigen, Einkäufe zu tätigen, Kinder zu betreuen, der Job, andere Verpflichtungen, und und und…

Aber wenn wir es schaffen, bewusst all diesen fixen Gedanken und den daraus resultierenden Handlungen zu widerstehen, passiert etwas Merkwürdiges: Es kehrt plötzlich und unvermittelt Stille ein. Stille als eine innere Haltung, als eine Minderung des Gedankenlärms gemeint. Stille, die mehr Klarheit schafft. Mehr Klarheit über „wer bin ich eigentlich?“ und „was bedeutet es für mich zu leben?“. In der Stille können wir tatsächlich langsamer werden. Und je mehr Stille wir in uns zulassen, umso eher können wir entscheiden, was wirklich wichtig ist.

In der Stille haben wir die Möglichkeit, die Aufgabe unseres Lebens, den eigentlichen Sinn unseres Daseins, zu finden. Und wenn wir diese Aufgabe kennen, sollten wir möglichst mit höchster Priorität danach leben. Denn wenn sich am Ende eines Lebens diese Aufgabe erfüllt hat, können wir beruhigt auf unser vergangenes Leben zurückblicken und in Frieden Abschied nehmen. Und was gibt es Schöneres als am Ende eines Tages, eines Lebens sagen zu können, dass es nicht hätte besser sein können?!

Im Hatha Yoga lernen wir ebenfalls das Verlangsamen und das Anhalten durch Lenkung der Atmung und der Bewegung. Und wir lernen, es mit uns selbst auszuhalten. Wenn wir uns selbst „ertragen“, dann brauchen wir keine sinnlose Geschäftigkeit mehr. Wir brauchen nicht mehr so viel im Außen, kein unnötiges Konsumieren. Wir werden freier und unabhängiger. Wir sind uns dann selbst genug.

Ja, wir haben IMMER die Wahl. Ja, es ist IMMER unsere Entscheidung, ob wir uns durch unser Leben hetzen (lassen) oder ob wir uns die Zeit nehmen zu SEIN. Es ist deine Lebenszeit und die ist kostbar, einzigartig, ja sogar heilig. Leben passiert immer und zwar immer jetzt. Und im Jetzt liegt das: „ich lebe und ich atme“.

Noch nie war ich so lebendig als in der Stille. Und das Leben fliesst weiter, aber harmonischer.

Geniesse den Sommer. Nutze ab und an die heißen Tage zum Müßiggang, statt zur Geschäftigkeit. Weniger ist eben doch oft sehr viel mehr.

Scarlett Krause

Stay in the loop

Subscribe to our free newsletter.