Ich wollte kämpfen. Durchhalten. Solange wie nötig, bis sich endlich das Leben und der Erfolg einstellt, nach dem ich mich so sehnte. Und ich habe bislang immer gekämpft und durchgehalten. War geduldig. Habe Ideen für die Zukunft gehabt und visualisiert. Ich habe an mich geglaubt, mich vor den Spiegel gestellt und mir dabei in die Augen geschaut. Ich habe mich angestrengt und es auch mit Leichtigkeit versucht. Doch heute kapituliere ich und streiche die Segel.
Ich bin gescheitert. Und irgendwie tut es gut, dass so klar und deutlich zu formulieren. Und mir fehlt heute auch die Kraft, es irgendwie zu beschönigen. Ich fühle mich verloren, einsam, besiegt. Und darin liegt kurioser Weise auch eine Form des Friedens für mich. Denn jetzt wo ich die Waffen strecke und mein Schutzschild fallen lasse, komme ich zur Ruhe. Tränen können fließen und meinetwegen auch die Mascara verwischen.. was soll’s. Sieht ja eh keiner außer meiner Katze. Und die mag mich, so wie ich bin..
Ich bin übrigens ganz erstaunt wie feinfühlig Tiere sind: Meine Katze hat schon in den frühen Morgenstunden gemerkt, dass ich heute anders bin, eine andere Energie ausstrahle und sie hat mich sehr genau beobachtet, fast bewacht. Als ich meinem Kummer dann freien Lauf ließ, kuschelte sie sich ganz nah an mich, liebkoste mich, tröstete mich. Ihr weiches Fell trocknete meine Tränen.
Jetzt, während ich dies schreibe, liegt sie weiterhin dicht neben mir und vergewissert sich immer wieder mit einem sanften Blick, ob ich „ok“ bin.
Aber zurück zum Punkt des Scheiterns beziehungsweise zur Erkenntnis desgleichen.
Über zehn Jahre habe ich mich meinem Herzensprojekt gewidmet. Habe konkret daran gearbeitet, viel Liebe und Energie reingesteckt, war die meiste Zeit überzeugt, dass es genau mein Ding ist, was ich da tue und lebe. Und ich glaube, ich habe es wirklich gut gemacht, gern gemacht, Liebe und Großzügigkeit gelebt. Habe mir immer und immer wieder meinen Erfolg ausgemalt, erträumt, gespürt. Visionboards erstellt…
…nur was macht man, wenn es keine großen Fortschritte gibt, wenn es stagniert? Stimmt dann doch etwas nicht mit der eigenen, inneren Einstellung? Sind da doch verborgene, blockierende Überzeugungen und Glaubenssätze? Ganz gewiss. Auch diese habe ich mir durch Meditation ins Bewusstsein geholt, sie liebevoll betrachtet und innerlich umformuliert.
Aber das Endergebnis bleibt: ich bin gescheitert – mit meiner Vision von meinem beruflichen Herzensprojekt. Und ich bin am Ende meiner Kraft, um weiter zu machen.
Loslassen ist heute mein großes Wort. Und vielleicht Abschied von einem Lebenstraum. Eventuell warten ganz andere Aufgaben auf mich, die ich bislang noch nicht entdeckt habe. Wir werden sehen.
Warum ich das hier alles niederschreibe? Weil ich es für mich schwarz auf weiss haben möchte und weil ich mir vorstellen kann, dass es Menschen da draußen gibt, die ähnliches erleben. Ähnliches fühlen. Und ich möchte euch sagen: es ist in Ordnung. Mit dir ist nichts falsch.
Auch wenn uns gerade in spirituellen Kreisen, Blogs und Communities gern vermittelt wird, dass wir es nur klar und deutlich visualisieren und dann manifestieren brauchen. ich möchte nicht meinen, dass sie damit Unrecht haben. Ganz im Gegenteil. Aber auch das Scheitern ist im Raum der unendlichen Möglichkeiten enthalten.
Vielleicht wartet etwas viel Besseres, Größeres und Schöneres auf mich?! Und vielleicht auch auf dich?!
Jetzt aber trauere ich noch ein bisschen und lasse mich verwöhnen von meiner Katze. Und morgen ist ein neuer Tag. Und bestimmt auch ein Neuanfang. Oder ein Weitermachen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Auch das alles gehört zu einem hundertprozentigen Leben. One-hundred-percent-Life.