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Meine Mutter starb nach langem Leidensweg als ich zehn Jahre alt war. An dem Tag, an dem ich von ihrem Tod erfuhr, sang ich ihr ein Lied. Ein Abschiedslied, das Wiegen- und Schlaflied „Guten Abend-Guten Nacht“ von Brahms. Denn meine Mutter hatte ihr Lied nicht zu Ende singen können. Mein Singen für sie wurde aber von den Erwachsenen nicht geduldet und ich musste mein Abschiedszeremoniell abrupt beenden. Ab diesem Tag wurde ich endgültig aus meiner Kindheit rauskatapultiert und es hieß für mich, zu lernen, wie man schnell Verantwortung für sich, sein Leben und seine Existenz übernimmt, da es sonst niemand tat, so unvorstellbar das klingt.

Und das Lied in mir, welches ich eigentlich über das Leben singen wollte, schlief in mir, da ich mich erst um das Überleben kümmern musste.

Natürlich kam ich schnell an Überforderungssituationen, aber schwankend zwischen dem Gefühl, dem Leben ausgeliefert zu sein und der Zuversicht und dem Glauben an ein grundsätzlich gutes Leben, die ich durch mein frühes Gottvertrauen hatte, manövrierte ich mein Lebensschiff durch die Jugend bis ins junge Erwachsenen-Dasein. Und auch wenn mich in dieser Zeit weitere Schicksalsschläge immer wieder zu zerbrechen drohten, spürte ich mehr und mehr, wie widerstandsfähig ich wurde und wie viel innere Stärke ich aktiveren konnte, um weiterzugehen. Aber das Lied schlummerte weiter in mir.

Im jungen Erwachsenenalter war ich höchst neugierig und wissbegierig, alles darüber zu lernen, was den Menschen und sein Leben ausmacht. Ich studierte Sportwissenschaften, schloss eine medizinische Ausbildung ab und lernte verschiedene Methoden, wie man den menschlichen Geist ausrichten kann. Dann begann ich mit Menschen zu arbeiten. Mich interessierte, wie die Menschen sind, wie das Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele funktioniert und wie wir als Menschen ein möglichst gutes Leben führen könnten. Wie fühlen Menschen, was brauchen sie um glücklich zu sein, wie schaffen sie es, in ihr volles Potenzial zu kommen? Und wie schaffe ich das? Ich war die ganze Zeit auf der Suche und es begleitete mich eine immer währende Sehnsucht mehr zu erfahren. Ich sehnte mich nach Führung, da ich so früh schon auf mich allein gestellt war. Durch mein Studium der Theologie erweiterte und ergänzte ich mein Gott-, Welt- und Menschenbild und integrierte Themen wie Spiritualität, Inspiration und innere Führung in mein Lebens-Portfolio. Das Lied in mir begann sich langsam aber sicher zu regen.
Seit meiner Kindheit war und bin ich beseelt von dem Gedanken, dass es einen liebenden und barmherzigen Gott gibt. Ja, wir sind Kinder Gottes. Ohne diesen Grundglauben hätte ich mich in meiner Kindheit und Jugend verloren gewusst. Aber was ich auch erfahren durfte ist, dass wir erwachsen sein dürfen, dass wir in dieses Leben gestellt werden, um Verantwortung zu lernen für unser Dasein. Individuell und im Miteinander. Wir dürfen aufstehen, kämpfen, für uns einstehen und das Leben in die eigenen Hände nehmen. Gott hat es uns geschenkt. Und er hat uns die Freiheit dazu gegeben, selbst darüber zu entscheiden. All das ist ein Prozess. Es ist ein spannender, aufregender Prozess, der uns immer mehr er-wach(s)en lässt.

Mit der Entdeckung des Coachings in meinem Leben, erst durch das Lesen klassischer Bücher darüber, einem damit verbundenen Selbststudium und dann innerhalb meiner eigenen Ausbildungszeit als Life Coach hörte ich mein Lied wieder ganz deutlich und ich begann es wieder zu singen.

Ich glaube an die innere Führung, an die eigene innere Stimme und an das Lied, das in jedem von uns zu schlummern scheint. Ich denke, es wäre ein vertanes Leben, wenn wir dieses Lied nicht spielen, singen und leben, jeder auf seine Weise. Jeder Mensch hat seine Melodie, die es zu entdecken gilt. Wir können dann unser Leben danach ausrichten. Ich glaube an das großartige Potenzial in jedem von uns. Jeder Mensch kann sich entwickeln und entfalten. Ich denke, dazu sind wir hier.

Scarlett Krause

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