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Wie ich im letzten Artikel „Annehmen, was ist“ schon angekündigt habe, geht es heute darum, eine praktische Übungs-Möglichkeit vorzustellen und anzubieten, die uns dabei hilft, immer wieder im Hier und Jetzt anzukommen und alles zu akzeptieren und zu respektieren, was gerade in unserem Leben (los) ist.

Zulassen statt weghaben-wollen

Oft wollen wir als erste Reaktion auf etwas Ungutes, ganz gleich ob es sich um Krankheit, eine schlechte Nachricht, eine Enttäuschung oder einen herben Verlust handelt, die Angelegenheit sofort wieder „weghaben“.  Aber durch dieses Weghaben-Wollen entsteht ein massiver Widerstand zu dem, was gerade einfach faktisch in unsrem Leben stattfindet.

Manchmal wollen wir einfach gar nicht fühlen (weil es zu doll weh tun würde). Wir denken uns weg, hören nicht (mehr) hin, gehen ins Tun und Treiben dieser Welt und lenken uns ohne Maß ab. Wenn wir das chronisch machen, verlernen wir mit der Zeit vielleicht ausreichend zu „fühlen“.

Mit wachsender Verdrängung wächst aber auch unser „Problem“ und unsere Anspannung. Es verschwindet eben nicht einfach. Das eigentliche Gegenmittel hierfür ist Annahme. Deshalb fordere ich dich liebevoll auf, die Geschütze beizeiten mal runterzufahren und dich darauf einzulassen, was sich in meinem Augen Hundertprozent-Leben nennt.

Denn wie können wir authentisch und erfüllt leben, wenn wir nicht ausreichend fühlen? Ich meine damit keine Gefühls-Duselei 24 Stunden 7 Tage die Woche, sondern ein erwachsenes Durchlässig-Sein und Verbunden-Sein mit unseren eigenen Gefühlen.

Hundertprozent leben bedeutet nämlich auch ALLES anzunehmen, was nun einmal da ist und ALLES anzunehmen, was in unser Leben tritt. Wie können wir zum Beispiel tiefe Freude empfinden, wenn wir nicht richtig trauern können?

Hier nun zur praktischen Übung:

Schau, dass du  mindestens für die nächsten 15 Minuten ungestört sein kannst. Suche dir für die folgende Übung einen ruhigen, geschützten Raum.

Leg dich bequem mit dem Rücken auf den Boden. Vielleicht hast du eine Decke oder weiche Matte, auf die du dich legen kannst. Mach es dir gemütlich. Stell am besten die Füsse etwas weiter auseinander auf dem Boden auf. Deine Knie lehnen aneinander. So kann sich der untere Rücken und der gesamte Beckenbereich entspannten.

Auch in den Oberschenkeln lass los. Du musst hier nicht mehr halten, da die Knie sich gegenseitig stützen. Deine Arme legst du entweder neben deinem Rumpf ab oder du legst deine Hände nebeneinander auf deinen Bauch. Dies empfehle ich insbesondere, wenn es dir schwer fallen sollte, bei Übungen mit deiner Atmung verbunden zu sein/ zu bleiben.

Schliesse nun deine Augen und lass deinen Körper noch mal ganz bewusst los. Entspanne all deine großen Muskelgruppen, den Po, die Beine, den gesamten Rumpf, deine Arme. Dein Kopf liegt bequem auf deiner Unterlage.

Entspanne nun auch deine kleinen Muskeln. Entspanne deine Gesichtszüge, vor allem in den Kiefergelenken lass los. Leg deine Zunge entspannt im Mundraum ab. Die Augen dürfen hinter den Augenlidern zur Ruhe kommen.

Atme sanft und natürlich ohne es zu forcieren. Atme durch die Nase ein und durch den Mund aus. Vertiefe und verlängere deine Ausatmung etwas, wenn du meinst, innerlich noch sehr angespannt zu sein.

Nach einer Weile (du wirst es spüren, wann der Zeitpunkt gekommen ist) komm zur Nasenatmung zurück. Atme also mit sanft geschlossenem Mund durch die Nase ein und aus. Beobachte dabei deine Gedanken. Was denkst du gerade? Was kommt hoch, wenn du zur Ruhe kommst?

Schieb hier keinen inneren „Riegel“ vor. Alles darf jetzt da sein. Hier ist Raum und Zeit. Beobachte deine aufkommenden Gefühle zu deinen Gedanken, die du gerade denkst. Lass sie da sein. Erlaube ihnen da zu sein!

Alles darf da sein. Alle Gedanken, alle Gefühle. Alles was jetzt da ist, ist richtig und gut. Das bist DU! Atme und entspanne dich in deine Gedanken und Gefühle hinein. Vielleicht löst sich eine Verkrampfung in der Magengrube, wenn du endlich das Gefühl der Wut zulässt oder deine Kiefer entspannen sich schliesslich, wenn dir klar wird, wie sehr du dich bislang durch dein Leben kämpfst.

Oder ein Schluchzen kommt zum Vorschein, wenn du dich an eine tiefe Verletzung zurück erinnerst. Lass es zu. Auch Tränen dürfen fliessen, alle inneren Bilder dürfen auftauchen. Erlaube dir hier und jetzt alles zu betrachten, alles zu denken, alles zu fühlen. Lüfte deine inneren Herzensräume.

Ich weiss, oft lernen wir in der Meditation gerade nicht zu denken, nicht zu fühlen. Aber ich denke, diesen Status können wir erst erreichen, wenn wir uns vorher „leer“ gemacht haben. Erst wenn wir alles zu Ende gedacht, alles zu Ende gefühlt haben, kehrt echte Ruhe ein.

Vielleicht denkst du jetzt: das wird nie der Fall sein. Und ich kann dir sagen: doch! Je öfters du dir die Zeit gönnst, alles erst einmal da sein zu lassen, entspannen sich nicht nur jahrelang fest gehaltene Muskelstrukturen, sondern auch deine Gedanken und Gefühle kommen zur Ruhe, weil nichts mehr „weggeschoben“ wird.

Eventuell bist du entsetzt, wie viel da auf einmal kommt. Nimm es liebevoll an und sieh es als Zeichen, wie lange das schon von Nöten war. Und übe dann umso häufiger und liebevoller ab jetzt. Alles darf sein. Du darfst sein. Hundertprozentig und ohne Zensur.

Wann immer es für dich Zeit ist, die Übung zu beenden, beende sie und geniesse das entspannte und gelöste Dasein auch nach der Übung.

Geh zurück in den Tag und lebe ihn hundertprozentig.

Scarlett Krause

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